TENET von Christopher Nolan soll dem Kino während der Corona-Kriese wieder den nötigen Schub nach vorne geben. Daher ist TENET nicht nur ein langerwarteter Blockbuster, sondern auch ein Experiment für die gesamte Filmindustrie.
Lies hier meine Filmkritik.
Worum geht‘s?
“Nur mit einem einzigen Wort bewaffnet – Tenet – taucht der Protagonist im Kampf um das Fortbestehen der Menschheit in die zwielichtige Welt internationaler Spionage ein. Seine Mission? Völlig von der Zeit losgelöst.“ Quelle: Warner Bros.
Das Spiel mit der Zeit
Nach Inception und Interstellar erzählt Christopher Nolan erneut eine Geschichte, in der die Dimensionen von Zeit und Raum die wahren Stars sind. Korrekter geht es hier um Inversion, was Umkehrung bedeutet und nichts mit Zeitreisen zu tun hat.
In TENET soll John David Washington (Sohn von Denzel Washington und im Film einfach nur „Protagonist“ genannt) die Welt retten. Dafür ist es nötig, in der Zeit vor und zurück zu wandern, um Bösewicht Andrei S (Kenneth Branagh) zu besiegen.
Blöd, dass man ihn nicht einfach um die Ecke bringen kann, um das Problem zu lösen. Denn sein Tod ist mit der unmittelbaren Auslöschung allen Lebens verbunden, weshalb sich der Protagonist zusammen mit seinem Partner Neil (Robert Pattinson) etwas einfallen lassen muss, um das Problem zu lösen.
Großartige Bilder und ohrenbetäubender Sound
Der Film strotzt nur so vor Augenöffnern, großartigen Kameraeinstellungen, ohrenbetäubenden Sounds und wummernder Musik. Gemeinsam bildet das alles ein großes Ganzes für Augen und Ohren, das auf der großen Leinwand noch mal beeindruckender wirkt.
In der von mir gesehenen IMAX-Version wird man förmlich in den Sitz gepresst und ordentlich durchgeschüttelt. Solltest du überlegen, ob sich die IMAX-Version lohnt: Geh rein!
Wenn dann noch die verschiedenen Zeitachsen ins Spiel kommen und Leute während einer Szene vor und zurück laufen, sieht das nicht nur ungewöhnlich, sondern auch extrem beeindruckend aus.
Visuell und Audio-technisch stimmt einfach alles und Mr. Nolan zeigt, dass er nicht ohne Grund als einer der größten Hollywood-Regisseure gilt.
Stunts vom anderen Stern
Die Dreharbeiten für TENET fanden an realen Schauplätzen statt, was bedeutet, das keine Greenscreens eingesetzt wurden. Auch die Technik, bestimmte Szenen doppelt, also vor- und rückwärts zu drehen, ist in der „normalen“ Hollywood-Blockbuster-Szene eher selten anzutreffen. Chapeau, Mr. Nolan!
Teilweise sind auch Stunts zu sehen, die es so bisher noch in keinem anderen Film gab.
Der Aufwand war enorm und das merkt man dem Film auch an.
Immer wieder gibt es Szenen, die einem den Atem rauben. Sei es, wenn eine echte Boing in einen Hanger kracht, oder sich der Protagonist und Neil mit Hilfe eines Mini-Katapults an einem Gebäude hochschießen.
Den Augen und Ohren wird also jede Menge geboten. Aber was ist mit der Story?
Seltsam holprig
Christopher Nolan nimmt besonders in seinen letzten Werken keine Rücksicht auf den IQ seine Zuschauer. Vielmehr setzt er voraus, dass man sich mit der Komplexität von Mathematik, Physik und Zeit & Raum auskennt, sich dafür begeistern und in seinen mindestens zweistündigen Filmen der Story samt Hintergründen folgen kann.
Bei TENET habe ich allerdings das Gefühl, dass das Mastermind es damit etwas übertrieben hat.
Das fängt damit an, dass die Dialoge teilweise hölzern auf mich wirken. Der Protagonist stellt häufig Verständnisfragen zum Thema der Zeitachsen, um sich die Komplexität erklären zu lassen. Ansich gut gemeint, nur kam das häufig wie eine schlechte Folge Quarks & Co. rüber, in der alle die Thematik (und auch sich selbst) super, super ernst ernst nehmen, anstatt es unterhaltsam und auch nachvollziehbar zu erklären.
Stell dir einfach den klassischen Mathematik- und Physik-Lehrer vor, der dir die spannendste Inhalte mit erhobenem Zeigefinger angestaubt und ohne Charme präsentiert.
Das größte Problem in meinen Augen ist allerdings, dass der Film keinen Spielraum lässt, um das Gesehene und Gehörte im Kopf zu sortieren. Hast du erst einmal den roten Logikfaden verloren, bist du praktisch außen vor und kannst dich dann höchstens an der Action erfreuen.
Die Story rauscht dann nur noch an dir vorbei.
Nimm mich gefälligst ernst!
Auf mich wirkt der Film als sich selbst zu wichtignehmend.
Auch, dass einige Charaktere wie Barbara (Clémence Poésy) oder Michael (Michael Caine) genau so schnell in der Story verschwinden, wie sie auftauchen, ließ mich teilweise ernüchtert zurück.
Aber ich gestehe:
Damals in der Schule habe ich Mathe & Physik gehasst. Vielleicht ein Grund, weshalb ich der Geschichte ab einem gewissen Punkt nicht mehr folgen konnte und das Gesehene auf der Leinwand häufig teilnahmslos anschaute.
TENET | |
Film-Release DE | 27.08.2020 |
Filmlänge | 150 Minuten |
FSK | 12 |
Darsteller | John David Washington, Robert Pattinson, Aaron Taylor-Johnson, Elizabeth Debicki, Michael Caine |
Regie | Christopher Nolan |
Filmverleih | Warner Bros. |