Mit „Der Fall Collini“ kommt eine Roman-Verfilmung von Ferdinand von Schirach aus dem Jahr 2011 in die Kinos. Elyas M’Barek, der die Hauptrolle eines jungen und unerfahrenen Pflichtverteidiger spielt, versucht sich hier in einer ernsthaften Rolle.
Ob das ausreicht, um den Film zu sehen, liest du in meiner Filmkritik.


Worum gehts?
„Der Anwalt Caspar Leinen bekommt über ein Pflichtmandat mit dem Fall des 70-jährigen Italieners Fabrizio Collini zu tun, der scheinbar völlig grundlos den angesehenen Großindustriellen Hans Meyer in dessen Hotelsuite getötet hat. Collini, der sich in 30 Jahren in Deutschland keiner Straftat schuldig gemacht hat, schweigt beharrlich über das Tatmotiv und für Caspar wird der Fall immer mehr zur Obsession, denn er kannte den Toten, der für ihn eine Art Ersatzvater war und obendrein der Großvater seiner Jugendliebe. Doch als Anwalt ist er es dem Gesetz und seinem Mandanten schuldig, alles zu tun, um den Angeklagten vor dem Schuldspruch zu retten.“ (Quelle: Constantin Filmverleih)

Der Fall Collini, Constantin Film Verleih Kannte man Elyas M’Barek bisher eher nur aus Komödien wie „Türkisch für Anfänger“ und „Fack ju Göhte“, übernimmt er hier erstmals eine ernsthafte Rolle als Anwalt Caspar Leinen. Dabei muss er sich gegen Richard Mattinger (gespielt von Heiner Lauterbach) durchsetzen. Dieser ist als Anwalt der Gegenseite nicht nur Leinens Kontrahent vor Gericht, sondern auch noch sehr bekannt und erfahren. Praktisch alles, was Casper Leinen (noch) nicht ist.

Ich habe den gleichnamigen Roman nicht gelesen, weshalb ich mir völlig unbefangen den Film anschauen konnte.
Die Film-Trailer gefielen mir alle sehr gut und weckten mein Interesse und den Cast fand ich vielversprechend.
Generell schaue ich Justiz-Thriller, wie beispielsweise „Eine Frage der Ehre“ sehr gerne. Besonders, wenn sich ein junger Anwalt gegen die vermeintlich Großen durchsetzt.
Auf so etwas in der Art hatte ich auch bei „Der Fall Collini“ gehofft.

Der Fall Collini, Constantin Filmverleih

Ich möchte nicht beurteilen, ob Elyas M’Barek ein großer Schauspieler ist. Aber zumindest in der Rolle des Anwalts Casper Leinen hat er mich persönlich nicht überzeugt. Er wirkt häufig sehr staksig, überfordert und setzt zu sehr auf seinen geprügelten Hundeblick.
Das mag auch am Drehbuch gelegen haben, was für mich recht langatmig wirkt. Wirklich Spannung und Tempo kam nur am Schluss auf, als der Fall kurz vor seiner Aufklärung stand.
Dem Team von Casper Leinen, das ihm beim Aufklären des Falls hilft, kommt viel zu kurz, so dass man keinerlei Bindung zu diesem aufbauen konnte und letztendlich nur Randnotizen darstellen.

Überzeugt hat mich Heiner Lauterbach, der unfassbar gut einen gestandenen, arroganten und abgezockten Anwalt spielt. Mit seinem Schauspiel dominiert er dermaßen, dass der restliche Cast praktisch wie Statisten daherkommt.

Die letzte Szene des Films ist dermaßen kitschig, dass das in der Form wahrscheinlich noch nicht mal Hollywood gebracht hätte. Wirklich schade, denn ich mag deutsche Schauspieler und sehe den deutschen Film weniger kritisch, wie vielleicht manch anderer. Diesen hier werde ich allerdings schnell wieder vergessen – auch, wenn die eigentliche Botschaft des Films wichtiger den je ist.

Der Fall Collini, Constantin Filmverleih

SPOILER
Letztendlich läuft alles darauf hinaus, dass in den 60ern ein Gerichtsurteil gefällt wurde, das Nazi-Verbrechen verjährt. Ein absolutes Unding und kaum zu glauben, dass das möglich war bzw. ist. Umso unverständlicher, dass es hierzu keinen lauten Aufschrei gab und erst ein Roman bzw. die Verfilmung diese Schmach ins Rampenlicht bringen muss.

(Markieren, um den Text lesen zu können)