Nach fünf durchschnittlichen Gruselserie-Teilen und langer Funkstille, kam es für mich fast einem kleinen Wunder gleich, dass EUROPA einen sechsten Teil mit dem vielversprechenden Titel „Wasserleichen an Bord“ ankündigte.
Ob nun endlich der Grusel-Knoten platzt, oder auch die neue Episode höchstens eine laue Gänsehaut im Wind ist, liest du in meiner Hörspiel-Kritik.

Worum geht‘s?

“LA GOMERA – eine idyllische Urlaubsinsel! Zwei erlebnishungrige Pärchen auf einer Yacht! Sonne und blaues Meer – so weit das Auge blicken kann. Doch schon bald verwandelt sich das schwimmend Luxus-Hotel in ein tödliches Gefängnis, aus dem es kein Entrinnen gibt …“

Nicht vom Äußeren täuschen lassen

Das Cover sieht klasse aus, der Titel klingt vielversprechend, die Beschreibung macht Lust auf mehr und der Name Gruselserie aus den 80ern verspricht wohligen Grusel. Da kann doch eigentlich nichts schief gehen. Leider doch, wenn ich da an die ersten fünf Teile der Gruselserie-Neuauflage zurückdenke.

Geschichten, die selbst Kindern nur ein gelangweiltes Gähnen entlockten und häufig genug durch eine übertriebene und aufgesetzte Gesellschaftskritik bestachen. Dazu gesellten sich teils unprofessionelle Abmischungen, die EUROPA-unwürdig und Dialoge, die häufig wenig durchdacht und schlampig geschrieben waren.

Runtergebrochen war die bisherige Neuauflage der Gruselserie eine große Enttäuschung für meine Ohren und mein Hörspiel-Kopfkino.

Endlich mal eine würdige Gruselserie-Episode?

Jetzt also endlich (?) eine neue Gruselserie-Episode. Meine Vorfreude auf den neuen Teil hielt sich offen gesagt arg in Grenzen. Aber ich wäre natürlich kein Hörspiel-Enthusiast, wenn ich nicht trotzdem reingehört hätte. Und tatsächlich wurden meine Ohren nicht so enttäuscht, wie in den Teilen davor.

Die Geschichte mit den zwei Pärchen (Hannah und Timo, Yvette und Leon), die auf einer Luxusjacht mitten auf dem Meer Urlaub machen wollen, nimmt schnell an Fahrt auf, als Kapitän Leon durch einen Biss schwer verletzt von einem Tauchgang zurückkommt und unter Schmerzen und Panik von irgendwelchen Untoten in der Tiefe faselt.
Blöd: Der Einzige, der die Jacht in Sicherheit bringen könnte, da die anderen Passagiere keine Ahnung von Bootsführung haben, ist der verletzte Kapitän.
Noch blöder: Zu allem Überfluss ist auch noch der Empfang auf hoher See weg, so dass keine Hilfe gerufen werden kann.
Und so muss die Crew auf der Jacht um ihr Überleben kämpfen.

Tatsächlich ist die Geschichte spannend erzählt, hält mich als Zuhörer bis zum Schluss bei Laune und unterhält gut.

Weniger Schwächen als bisher?

Neben der Story gehen auch viele der Soundeffekte in Ordnung, die für eine passende Atmosphäre sorgen. Ausnahmen bestätigen zwar die Regel, aber im Großen und Ganzen geht das alles in Ordnung.
Dazu zählt auch die Musik, die herrlich Oldschool klingt.

Die Mängel der neuen Gruselserie-Episode

Leider ist nicht alles so gut gelungen, wie Story + Sound.

Die Protagonisten sind pure Stereotypen und bestechen durch klassische Rollen-Klischees. Die Männer sind dafür da, das Schiff zu sichern, während die Frauen in der Küche Salat machen.

Der Preis für einen der nervigsten Charaktere der Hörspielgeschichte geht an Yvette, einer verzogenen, ätzenden und einfach nur unfassbar nervenden Person, die an allem etwas auszusetzen hat, eine unfassbar unsympathische Stimme hat und zum Beispiel lieber ausgelassen tanzen will, als sich über den verletzten Kapitän Gedanken zu machen. Kein Wunder, dass sich selbst Hannah im Hörspiel fragt, ob sie im Irrenhaus ist.
Was damit bezweckt werden sollt, weiß ich nicht – unter Umständen wissen das nicht mal die Macher selbst. Aber hier wäre eindeutig weniger mehr gewesen.

Abseits davon rechne ich es dem Autoren André Minninger hoch an, dass er in dieser Geschichte auf den erhobenen Zeigefinger bei der Aufklärung des Ganzen verzichtet.

Überblick der Rezensionen
Meine Wertung
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Patrick
Internet-Wellenreiter, Podcast-DJ, Blog-Tipper, Kino-Gänger, Hörspiel-Verschlinger, Schokopudding-Killer.
gruselserie-wasserleichen-an-bord-hoerspiel-kritikStory gut, alles gut? Nicht ganz. Vor allem Yvette und die rollentypischen Klischees, drücken die Stimmung bei mir etwas nach unten. Trotz der Schwächen ist „Gruselserie, Folge 6: Wasserleichen an Bord“ keine Totalausfall, sondern zumindest ein solides Hörspiel - wenn man über genannte Schwächen hinweghören kann und will.