Die siebte Runde der Gruselserie wird mit „Mondära – Im Todesgriff der Würgepflanze“ eingeläutet. Ob Autor und Produzent André Minniger endlich die Gruselkurve bekommt, oder frontal gegen den Baum der Belanglosigkeit fährt, liest du in meiner Hörspiel-Kritik.

Worum geht’s?

“Nächtliche Todesschreie in einer Senioren-Residenz. Einbildung oder Realität? Eine alte Mitbewohnerin löst sich scheinbar in Luft auf und hinterlässt einen schaurigen Fund! Wieder einmal ist Hattie Millers Scharfsinn gefragt! Gemeinsam mit ihrem Mann Henry begibt sie sich auf Spurensuche und begegnet dem unfassbaren Grauen: MONDÄRA!“

Erlöst meine Ohren von den Bösen

Gruselserie, Mondära, im Todesgriff der Würgepflanze Hörspiel-Kritik
Gruselserie, Mondära, im Todesgriff der Würgepflanze

Sechs Gruselserie-Folgen lang hat André Minniger eindrucksvoll bewiesen, dass er eine Sache absolut nicht drauf hat: Für Grusel in den Köpfen der Zuhörer zu sorgen. Denkbar schlechte Voraussetzungen also, genau in so einem Genre federführend aktiv zu sein. Mit Teil Sieben der Gruselserie-Neuauflage zeigt er abermals: Er kann es einfach nicht!

Ich möchte ihm gar nichts Böses, aber nach nun sieben desaströsen Arbeiten bete ich zu den EUROPA-Göttern, entweder die Serie zu begraben, oder Herrn Minniger auf andere Projekte anzusetzen.

Doch der Reihe nach …

Trash meets noch mehr Trash

In den alten 80er-Jahre-Teilen der Gruselserie hatten die Reporter Eileen Fox und Tom Fawley insgesamt drei Auftritte und sorgten mit witzigen Dialogen und einer Prise Sarkasmus für gute Unterhaltung. In „Mondära – Im Todesgriff der Würgepflanze“ wird durch ein Rentnerpaar namens Hattie und Henry der gleiche Kniff versucht.
Leider geht das gehörig nach hinten los!

Die Sprüche und Unterhaltungen der beiden wirken so dämlich, dumm und nervig, dass es nur schwer auszuhalten ist. Als wäre das nicht genug, werden auf Zwang immer wieder Witze gemacht, die selbst die größten Didi Hallervorden-Fans langweilen und peinlich berühren.

Sound-Design und Sprecher aus der Hölle

Obwohl bekannte Sprecher mitwirken, schafft es die Regie tatsächlich, diesen so schlechte Anweisungen zu geben, dass sie wie aus der Zeit gefallen wirken. Erschwerend kommt für die Sprecher hinzu, dass die Dialoge einfach stümperhaft geschrieben sind. Da würden es selbst Oscar-Gewinner nicht schaffen, der Geschichte durch ihr Spiel nur eine Spur von Spannung, Intensität und Originalität einzuhauchen.

Was hier passiert, ist die Demontage eines kompletten Genres und ich verstehe beim besten Willen nicht, dass Sony – die hinter EUROPA stecken – so einen Mist durchwinken.

Da muss doch irgendwo dort ein Typ an seinem Schreibtisch sitzen und diese Dinge abnicken. Ganz ehrlich: Wäre ich dort Chef, würde ich die Verantwortlichen des Gruselserie-Remakes im hohen Bogen herauswerfen. Oder noch besser: Ich würde sie dazu verdonnern, sich jedes einzelne Gruselserie-Remake mindestens eine Woche im Dauerloop anzuhören. DAS wäre echter Horror!

Klingt fies, gemein und unfair?

Nein! Das klingt nach jemanden, der es nicht mehr länger erträgt, wie eine Kult-Hörspiel-Serie seit nunmehr sieben Folgen in den Dreck gedrückt wird, um mit so einem Schrott auch noch Geld zu verdienen.

Dabei ist meine Erwartungshaltung bei dieser Serie nicht größer als mein Fingernagel. Doch die Verantwortlichen schaffen es mit einer fast schon beeindruckenden, spielenden Leichtigkeit, selbst die noch zu reißen. Das ist auch eine Kunst!

Plot, Dialog-Skript, Sound-Design, Musik, Sprecher: Wirklich alles wirkt wie aus einer Zeit, in der man selbst noch nicht wusste, was in Hörspielen funktioniert und was nicht. Als man noch kein Gefühl für Storytelling, Speed und Dramaturgie hatte.

Wo ist der Qualitätsanspruch an sich selbst? So etwas muss doch im Studio oder spätestens in der Post-Production auffallen! Da muss doch mal einer sitzen, der den Scheiß zusammenschneidet und sagt: „Freunde! Wir produzieren da ne riesengroße Grütze. Ich wollte es zumindest mal erwähnt haben, bevor sich der Patrick von Heldenchaos wieder drüber aufregt“.

Aber nö! Lieber auf den Markt werfen und Geld damit verdienen. Denn anscheinend hören es genügend Ahnungslose, um den Lebensunterhalt solcher Leute, die wahrscheinlich nicht mal mit dem Hauch von Leidenschaft und Liebe da ran gehen, zu finanzieren.

Lass dich nicht davon blenden, dass Heikedine Körting im Regie-Stuhl saß und gib nichts auf das Marketing-Blabla auf der offiziellen Gruselserie-Webseite, das nach Anhören der Neuauflagen wie blanker Hohn klingt: „Sie erinnern an die alte Hörspielreihe, wurden aber komplett neu und moderner produziert mit neuen Schauplätzen und Figuren und tollen Spezialeffekten.“
Das Einzige, was an diesem Satz stimmt, die sind neuen Schauplätze und Figuren. Der Rest ist für die Tonne.

Versöhnung ganz am Ende

So bleibt am Ende nur das abermals toll anzusehende Cover als einzig positiver Punkt auf einer langen Negativliste. Ein mehr als enttäuschendes Ergebnis einer einst großartigen und kultigen Hörspielserie aus den 80ern, deren Neuauflage nur den Namen gemeinsam hat. Das ist der größte Horror.