Es langweilt mich ungemein, wenn Menschen zu allem ihren Senf dazu geben müssen. Noch mehr langweilt es mich, dass sie den Anspruch erheben, ihrer Meinung Gehör geben zu müssen. Sei es durch Lautstärke oder überschwängliche Gestiken, die selbst Politiker in den Schatten stellen würden.
Wenn sich der Gegenüber ungefragt in Gespräche einklinkt und dämliche Anspielungen macht, um seine „Wichtigkeit“ zu untermauern.
Nicht missverstehen! Es geht mir nicht um das Mund verbieten oder dass ich etwas gegen die freie Meinungsäußerung hätte. Es geht mir vielmehr um folgendes:
Die Selbstdarstellung von „Ich hab zu allem eine Meinung, nur diese zählt und alle anderen sind doof“ ist mitunter eins der nervigsten und langweiligsten Dinge, die mir über den Weg laufen können.
Dabei gilt noch immer der Spruch: „Kein Applaus für Scheiße!“. Und was ist? Es wird noch nach einer Zugabe gebrüllt.
Twitter bzw. das Internet zum Beispiel: ein Sammelsurium der bescheuertsten, kreativsten, lustigsten oder einfallslosesten Selbstdarsteller und Heulsusen.
Man spielt eine Rolle, die man mehr oder weniger im RL ist… oder niemals sein wird.
Häufig wird man dort z. B. aufgrund von „Teelichttweets“ (Schöne Begrifflichkeit – Grüße unter anderem an die werte @Kleinesscheusal *winkewinke*) angesprochen, ob alles in Ordnung ist.
Wenn ich mich da als Beispiel hernehme, so kann ich aufgrund einer Textzeile eines Songs dem ich nebenbei lausche, ein solchen „Teelicht-Tweet“ raushauen, obwohl ich in „Clown-Laune“ bin. Andersrum einen auf Sonnenschein machen, selbst wenn mir das Wasser bis zum Halse steht. Ich kann der Partylöwen sein, wenn ich gelangweilt Zuhause abhänge oder das tweete, was ich tatsächlich gerade tue (was in den seltesten Fällen aufregend ist).
Schwups ist man in eine Schublade bei Mitlesern gerutscht. Das ist in den meisten Fällen auch so gewollt und damit häufig witzig, ab und zu verletzend und nicht selten missverstanden.
Generell ist das Problem der hochgelobten Web2.0 Kultur, dass solche wichtigen Dinge wie Mimik, Gestik und Stimmfarbe untergehen und viele zu grundsätzlich Allem eine Meinung haben und loswerden müssen. Ganz egal, wie sehr man auch das Smileys-Alphabet beherrscht (oder auch nicht) oder wie unqualifiziert die Meinung ist. Das Motto „Hauptsache was gesagt“ zählt und wird allzu oft missverstanden oder fehlinterpretiert.
Und warum dann zum Beispiel Twitter? Weil es Spaß macht, mit Dingen in der Phantasie zu spielen, die Wirklichkeit zu überspitzen und in die virtuelle Welt zu jagen. Sich manchmal über Antworten (positiv wie auch negativ) zu amüsieren, auf einer Welle mit fremden Menschen zu schwimmen oder sich kopfschüttelnd abzuwenden. Und weil es ein prima Zeitkiller ist.
Zurück zum eigentlichen Thema!
Es müssen mich nicht alle mögen. Ich verlange es nicht und bin sicherlich nicht „Everybody’s Darling“. Es ist mir letztendlich auch egal, wenn mich jemand oberflächlich als Arschloch oder arroganter Sack abstempelt. Gehör findet, was die für mich wichtigen Leute zu sagen haben. Und die dürfen sich dann auch das Recht raus nehmen, mir den Kopf zu waschen (genau so, wie ich es bei ihnen darf). Weil sie mich kennen, eine über lange Zeit gebildete Meinung haben, meine Gefühle und Emotionen korrekt interpretieren können und nicht daher gelaufen sind, mir ihre eigene laufend aufs Auge drücken zu müssen. Weil man sich versteht und respektiert (auch wenn man unterschiedliche Ansichten hat)!
Ob ich nun der Philosophen-Idiot, das Spielkind oder (Anti-)Held bin: ich bin ich und in der glücklichen Lage, dass ich einige für mich wichtige Leute um mich habe, die mich genau deshalb mögen. Der Rest an halbgaren Meinungen zu meiner Person (ob nun im wahren Leben oder im virtuellen Matsch) langweilt mich – mal mehr, mal weniger.
Wenn ich für einige aus vielleicht diesen Gründen das Arschloch oder sonst was bin, dann – ja dann – bin ich es in der Tat gerne:
Der Typ, über den man sich aufregen kann, weil die Meinung und Weltansicht nichts mit der eigenen zu tun hat.