Mit der Gruselserie von Europa verbinde ich Titel, wie „Dracula’s Insel. Kerker des Grauens“, „Die tödliche Begegnung mit dem Werwolf“ oder „Die Insel der Zombies“. Allesamt Folgen, die ich damals als kleines Kind vor meinem Kassettenrekorder verschlungen habe. Und auch heutzutage sind viele der Teile mit einer damals bekannten Sprecher-Besetzung, atmosphärischer Musik und passenden Soundeffekten, absolut hörenswert.
Man kann also sagen: Die Gruselserie von 1981 bis 1982 unter dem Hörspiellabel Europa war und ist ein Hit!
Ein paar Jahrzehnte später dachte sich Europa, dass es eine gute Idee wäre, diese Gruselserie wieder aufleben zu lassen. Mit frischen Geschichten, neuen Sprechern und dem altbekannten Grusel.
Ob das wirklich so eine gute Idee war, liest du in meinem Review.
Anfang März 2019 erschienen die zwei neuen Folgen „Polterabend – Nacht des Entsetzens“ und „Yeti – Kreatur aus dem Himalaya“.
Geschrieben von André Minninger und produziert von der Hörspiel-Göttin Heikedine Körting.
Als ich die erste Ankündigung dazu las, konnte man meinen Jubelschrei wahrscheinlich in ganz Hamburg hören.
Und so zählte ich die Tage bis März runter …
Doch worum geht es denn eigentlich bei den beiden Folgen?
Polterabend – Nacht des Entsetzens
Die letzten Stunden vor der kirchlichen Trauung halten für das Brautpaar Gudrun und Gerhard eine makabre Überraschung parat: Der Geist der verstorbenen Ehefrau des Bräutigams verwandelt die fröhliche Party in eine Apokalypse des Grauens…
Yeti – Kreatur aus dem Himalaya
Im Auftrag einer britischen Tageszeitung begibt sich ein fünfköpfiges Expeditionsteam nach Tibet, um dort den Spuren des sagenumwobenen Yetis zu folgen. Anfangs glaubt niemand der Teilnehmer an die Existenz der Kreatur, von der bisher nur ein fragwürdiges Foto vorliegt. Doch dann geraten die Forscher an einen grauenvollen Ort, der ihnen im wahrsten Sinne des Wortes das Blut in den Adern gefrieren lässt…
Die offiziellen Beschreibungen klingen vielversprechend.
Doch was ist mit der Umsetzung?
Meine Meinung über „Polterabend – Nacht des Entsetzens
Das Who is Who der deutschen Synchronsprecher-Riege ist bei dieser Folge mit am Start. Angefangen mit Andreas Fröhlich, über Heidi Schaffrath, Regina Lemnitz, Judy Winter bis hin zu Kerstin und Sascha Draeger: Allesamt Stimmen, die man garantiert schon mal irgendwo anders gehört hat.
Die Story verdient zwar nicht den Innovationspreis, liest sich aber trotzdem ganz „Oldschool“-spannend. Eine Gruppe von Menschen in einem einsamen Landhaus, ein schweres Unwetter und ein Geist, der für Terror unter den Gästen sorgt. Hätte gut werden können …
Leider wirkt die Geschichte zu konstruiert und insbesondere der Schluss lässt mich Stirnrunzelnd zurück.
Was mir hier besonders auffällt ist, dass ein Erzähler fehlt, der mich als Zuhörer noch tiefer in die Story und das Geschehen zieht. Hier hat man meiner Meinung nach viel Potential verschenkt.
Auch die Soundkulisse ist für Europa-Verhältnisse erschreckend lahm. Nur selten hört man z. B. Blitz & Donner oder sonstige Sounds, die mich erschaudern lassen. Besonders die verfremdete Stimme des Geistes ist in meinen Ohren in die Hose gegangen.
Und warum wird nicht viel häufiger Musik eingebunden? Europas Archive sind doch voll damit und hätten der Stimmung sehr gut getan.
Ein weiteres Manko ist, dass das Hörspiel viel zu leise abgemischt ist. Für ein Gruselhörspiel nicht unbedingt die beste Entscheidung. Geht so doch noch mehr von der eh flachen Atmosphäre flöten.
Ich hatte mich wirklich total auf diese Folge gefreut und große Erwartungen in diese gesetzt. Leider konnte sie nur in Teilbereichen in Form der Sprecher erfüllt werden. Die 08/15 Story und die Soundeffekte sind stark ausbaufähig und ein Erzähler wird schmerzlich vermisst.
Dafür gefällt mir das Cover mit den grellen Geld außerordentlich gut. Hat was von Popart-Style und sollte in den Händlerregalen garantiert auffallen.
📻 📻 (von 5)
Meine Meinung über Yeti – Kreatur aus dem Himalaya
Abermals sind hier bekannte Sprecher dabei.
Nico König, Till Demtröder, Marek Harloff und viele andere hat man auch in anderen Produktionen erlebt.
Mit Udo Schenk als Erzähler setzt man auf eine bekannte, aber in dieser Rolle ungewohnte Stimme (Hallo, Kevin Bacon). Eine super Entscheidung!
Eine meiner Kritikpunkte aus der ersten Gruselserie-Folge wurde mit dem Einsatz eines Erzähler also bereits eliminiert.
Und was ist mit dem Rest?
Die Geschichte kommt nur sehr langsam auf Trab. Ungefähr bis zur Hälfte der Geschichte passiert nicht viel bis gar nichts gruseliges, bis die Forscher auf den Yeti treffen. Ich könnte mir vorstellen, dass bis dahin viele Hörer bereits eingeschlafen sind.
Was ich, wie in Folge 1, vermisse, sind die stimmigen Soundeffekte und passende Musik.
Wo ist zum Beispiel der dauerhafte Wind, der der Crew in die Gesichter peitscht und wo ist das hörbare Knarrtschen des Schnees unter den Fußsohlen? Das haben die Hörspiele Anfang der 80er deutlich besser hinbekommen. Auch hier wirkt die gesamte Geräuschkulisse viel zu zurückhaltend und buchstäblich still.
Die Auflösung der Geschichte ist nett und versprüht sogar ein bisschen Sozialkritik.
Leider bleibt auch bei dieser Folge die Gänsehaut viel zu sehr auf der Strecke. Durch den Einsatz eines Erzählers und etwas mehr Spannung als bei Folge 1, gefällt mir „Yeti – Kreatur aus dem Himalaya“ aber ein kleines bisschen besser, was nicht über die Schwächen hinwegtäuscht.
📻 📻 (von 5)
Gruselserie-Folge 3 mit „Moskitos-Anflug der Killer-Insekten“ ist bereits angekündigt und erscheint am 03.05.2019.
Ich hoffe sehr, dass Europa die Gruselkurve noch bekommt.
Meine große Anfangs-Euphorie ist allerdings verflogen.