Privatsphäre, Manipulation, Überwachungsstaat, NSA, (Online-)Spionage.
Als George Orwell den Roman „1984“ schrieb, konnte er selbst wahrscheinlich nicht das Ausmaß eines Überwachungsstaates und die erdrückende Realität abschätzen, welches uns seit einigen Jahren begleitet.
Das Sprechwerk (ein kleines aber feines inhabergeführtes Theater in Hamburg) nahm das zum Anlass und machte aus der Buchvorlage ein Theaterstück.
Name: 1984 – Ein Alptraum.
Spielzeit: ca. zwei Stunden.
Zusammen mit Livekritik lud das Theater unter anderem @im_wunderland, @_vitesse_, @danielrehn und mich ein, um selbst „Big Brother“ zu spielen und fleißig während der Aufführung über das Theaterstück zu schreiben.
Über den Twitter-Hashtag #watching1984 fanden interessierte User schnell erste Berichte und konnten die Aufführung praktisch live mitverfolgen.
Worum gehts in „1984 – Ein Alptraum“?
In einem totalitären Präventions- und Überwachungsstaat im Jahre 1984 lebt Winston Smith, ein einfaches Mitglied der diktatorisch herrschenden Staatspartei unter dem fiktiven Herrscher „Big Brother“. Der Große Bruder ist allgegenwärtig und verfolgt die Bürger bis in die intimsten Bereiche ihres Lebens. Smith will sich der allgegenwärtigen Überwachung zum Trotz seine Privatsphäre sichern. Er hat sich in Julia verliebt und unterhält mit ihr eine verbotene Liebesbeziehung. Dadurch gerät er in Konflikt mit dem System. Er wird verhaftet und einer Gehirnwäsche unterzogen.
Starker und aktueller Tobak, der die Aufführung nicht in blumige Worte bettet, sondern voll auf die 12 geht.
Der Hauptdarsteller von Winston Smith trägt das Stück und begeisterte mich Anfang bis Ende durch sein Schauspiel.
Ich konnte seine Gedanken und Emotionen jederzeit nachvollziehen und besonders während der Gehirnwäsche jagte mir ein ums andere Mal eine Gänsehaut über den Rücken.
Aber auch die anderen Darsteller geben alles, um das Publikum während der gesamten Aufführung gefangen zu nehmen.
Es wird geschrien, protestiert, gefleht, geliebt und gehasst.
Und jederzeit konnte ich mich aufgrund der Thematik damit identifizieren, weil Fiktion ohne Umschweife in Realität transformiert wird.
Das Bühnenbild wird von Video/Bild-Einblendungen auf Leinwänden begleitet. Dadurch werden die jeweiligen Szenen in ihren Dimensionen ausgeweitet.
Einige irritierte das ein kleines bisschen – ich fand es durchaus passend und nicht ablenkend.
Hier gilt wohl der Spruch: Geschmackssache!
Besonders am Schluss, wenn Edward Snowden ein Statement über das Buch „1984“ auf einer der Leinwände abgibt, ist sie erneut da: die Gänsehaut.
Mein Fazit
Wer auf seichte Unterhaltung Wert legt, für den dürfte „1984 – Ein Alptraum“ wahrscheinlich nichts sein.
Zu echt, zu nah, zu intensiv werden unseren aktuellen Ängsten der Spiegel vorgehalten. Zu sehr kann sich jeder „Onliner“ mit der Thematik identifizieren.
Und genau das macht den großen Reiz des Theaterstücks aus!
Aktuelles Zeitgeschehen in eine spannende Inszenierung gepackt, die über die Spielzeit häufig genug zu begeistern weiß.
Wenn ich etwas kritisieren müsste, dann höchstens eine Kleinigkeit.
Die Pause von 15 Minuten ist in meinen Augen nicht optimal gesetzt, da das Stück im Anschluss vielleicht nur noch 20 Minuten weitergeht.
Vorschlag: Pause früher ansetzen oder ganz raus lassen.
Wenn auch du dir das Theaterstück „1984 – Ein Alptraum“ nicht entgehen lassen möchtest, dann findest du unter diesem Link den Spielplan vom Sprechwerk.
Kartenpreise: VVK: 18,30 €, ermäßigt 11,70 € (incl. VVK-Gebühren) AK: 19 €
Mein herzlicher Dank geht an das Sprechwerk, die uns neben den Freikarten noch zu Drinks einluden und Livekritik für die – wie immer – tolle Organisation!