„Hey! Wie gehts dir?“. „Danke der Nachfrage! Mir gehts prima.“
„Lächle und werde angelächelt.“
„Reiche zum Gruß die Hand.“
Ausdruck und Sprache sind schon eine feine Sache, um sich mit anderen zu verständigen.
Aber was, wenn das alles der Gegenüber nicht kennt und man somit nicht weiß, ob er uns freundlich oder feindlich gesinnt ist?
Genau das passiert im Film „Arrival“, den ich dank der freundlichen Einladung vom UCI Mundsburg in einer Sneak Preview am vergangenen Monat ansehen konnte.
Worum geht’s genau?
[quote style=“boxed“]Zwölf Alien-Raumschiffe landen auf der Erde, jeweils in unterschiedlichen Regionen. Die Menschen versuchen, mit den Außerirdischen zu kommunizieren, aber niemand versteht die walartigen Laute, die von den Aliens abgesondert werden. Im Auftrag der US-Regierung stellt Colonel Weber (Forest Whitaker) darum ein Team um die Linguistin Louise Banks (Amy Adams) und den Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner) zusammen, das eine Kommunikation mit den fremden Wesen herstellen soll, um deren Absichten in Erfahrung zu bringen. In Montana, wo eines der Schiffe über dem Boden schwebt, machen sich die beiden an die Arbeit – er, der rationale Naturwissenschaftler mit klarer Ansicht zu den Dingen, sie mit ihrem Sprachverständnis und ihrer ansteckenden Entdeckungsfreude. Doch bald beginnt ein Rennen gegen die Zeit, bei dem es um nicht weniger als den Fortbestand der Menschheit geht.[/quote]
Filmbeschreibung von Filmstarts.de
Bereits der Trailer zum Film machte Lust auf das Gesamtwerk. Tolle Bilder, tolle Schauspieler, tolle Story.
Was kann da schon schief gehen?
Fangen wir bei den Bilder an.
Die Landschaftsaufnahmen von Montana sind teilweise wahre Augenöffner.
Alles ist, obwohl eins der großen Alien-Raumschiffe dort über der Landschaft schwebt, ungewöhnlich unaufgeregt, aber einfach wunderschön.
Wie ein kleines Stückchen Paradies, in dessen Mitte aber trotz allem der verheißungsvolle Apfelbaum (oder wie hier: Das Raumschiff) steht.
Es sind die leisen Töne, die in „Arrival“ die Oberhand haben.
Höchstens in den ersten Szenen, als ein paar Kampfjets durch die Gegend fliegen und Sirenen ertönen, macht sich so etwas wie Panik breit.
Fast die komplette Story spielt in einer Militärbasis und im Alien-Raumschiff. Dabei sind die Schnitte und die Kameraführung so, als ob sie auf Zehenspitzen vorgenommen wurden. Kaum bis gar keine Hektik und sehr viel Ruhe machen das Bild aus.
Mag jetzt vielleicht langweilig klingen, ist es aber nicht – im Gegenteil. Ohne diese gewisse Grundruhe wäre der Film nämlich nicht so fesselnd, sondern nur einer von viel zu vielen 08/15-Alien-Streifen.
Der Cast des Films ist absolut überzeugend.
Besonders Amy Adams (auch bekannt als Louise Lane in „Batman vs Superman“) sticht hier hervor. Sie überzeugte mich bei ihrer Darstellung der Linguistin Louise Banks, zu 100 Prozent.
Sie und Jeremy Renner harmonieren sehr gut miteinander und bilden absolut glaubhaft und überzeugend, die tragenden Säulen der Geschichte.
Forest Whitaker fällt in seiner Nebenrolle als Colonel Weber nicht wirklich auf. Ehrlich gesagt, hätte diese Rolle so ziemlich jeder spielen können, was aber keine Kritik an der Leistung von Mr. Whitaker darstellen soll.
Als ich den ersten „Arrival“-Trailer sah, musste ich an den Film „Die unheimliche Begegnung der dritten Art“ von Mastermind Steven Spielberg aus den 70er Jahren denken.
Auch dort ging es darum, dass Aliens mit einem riesigen Raumschiff auf die Erde kamen und niemand wusste, was sie wollten.
Aber anders als im Film von Steven Spielberg, versuchen die Menschen nicht durch Lichter und Töne mit den Aliens zu kommunizieren, sondern durch merkwürdige Rauchzeichen in Ringformen.
Was mir besonders in „Arrival“ gefällt ist die Tatsache, dass das Team in Montana mit den 11 anderen Forschergruppen weltweit zusammenarbeiten muss, um die Alien-Zeichen zu entschlüsseln und somit sowohl unsere, als auch ihr Sprache übersetzen zu können. Hier wird globale Zusammenarbeit noch groß geschrieben! Na ja, fast.
Das geht nämlich nur so lange gut, bis Russland und China eine „Übersetzung“ der Aliens in den sprichwörtlichen falschen Hals bekommen, sich gemeinsam aus dem Bündnis ausklinken und die Aliens angreifen wollen.
Ab diesem Zeitpunkt scheint alles aus dem Ruder zu laufen. Nach und nach verabschieden sich auch die anderen Nationen, so dass nun scheinbar jeder auf sich allein gestellt ist.
Und die bis dahin ruhige Atmosphäre, macht einen gewaltigen Schwenk in Richtung Dramatik …
Diese Form des Spannungsaufbaus hätte ich mir schon viel früher gewünscht.
Denn teilweise verkommt der Dialog mit den Aliens und der Entschlüsselung der Nachrichten zu einer Art Telekolleg-Sendung. Immer darauf aus, möglichst sinnige Linguistik-Erklärungen zu finden, hat mich das als Zuschauer manchmal ermüden lassen.
Generell scheint es so, dass der Film nicht viel Dramatik aufkommen lassen möchte, wird doch bei jedem leichten Anflug schnell wieder auf die gefühlte Bremse getreten.
In einigen Szenen wirkte mir das zu aufgesetzt.
Fast so, als ob der Regisseur Angst gehabt hatte, seinen Ferrari, in Form der Schauspieler und der Bilder, bei zu schnellem Tempo gegen die Wand zu fahren.
Ist „Arrival“ etwas für dich?
Wenn du hoffst, einen Science Fiction Film wie „Independence Day“, „Alien“ oder „Krieg der Welten“ zu sehen, dann schau dir lieber einen anderen Film im Kino an.
Wenn dir der Sinn nach einer tiefsinnigeren Story, die teilweise an „Die unheimliche Begegnung der dritten Art“ oder „Prometheus“ erinnert, und an einem (meist) unaufgeregten Setting steht, dann ab ins Kino.
Ob es nun den superbequemen Sesseln im UCI Mundsburg lag, oder am leckeren Popcorn samt Cola:
Obwohl „Arrival“ teilweise seine Längen hat, fasziniert mich die Grundidee des Films. Denn diese erinnert mich frappierend an aktuelle Geschehnisse in unserer Welt.
Vielen herzlichen Dank an das UCI für die Einladung in ein tolles Kino in Mundsburg! 🍿